_4_ Area!L IP on the Blockchain

Area!L IP on the Blockchain verkürzt Forschungs- und Kooperationszyklen durch effiziente IP-Transaktionen per Mausklick.

Geplante Laufzeit: 10/2022 bis 09/2025
Geplantes Budget (Förderperiode 1): 750.000€
Davon Fördermittel: 100%
Partner Forschung: Fraunhofer IMW, Universität Leipzig

Ziel

NFTs („non-fungible tokens“) sind kryptografisch verschlüsselte digitale Repräsentationen von Vermögenswerten auf einer Blockchain, die gehandelt werden können. Sie sind nicht fungibel („non-fungible“), da die zugrunde liegenden Vermögenswerte einzigartig und somit nicht austauschbar sind. Die noch sehr junge Technologie wurde bisher überwiegend für den Handel von digitalen Kunstgegenständen genutzt und verzeichnet ein rasantes Marktwachstum.

Zukünftig könnten auch immaterielle Vermögensgegenstände wie geistiges Eigentum in Form von Patenten mithilfe der Blockchain-/NFT-Technologie gehandelt werden. Transaktionen wären so effizienter, schneller und sicherer durchführbar, als dies aktuell bei der Lizensierung und beim Verkauf von Patenten der Fall ist. Insbesondere der Einsatz von Smart Contracts könnte die Transaktionskosten und Risiken durch eine automatisierte Abwicklung senken.

Derzeit bestehen noch zahlreiche Hürden zur Umsetzung, wie rechtliche Unsicherheiten, Unklarheiten beim Funktionsprinzip sowie eine unklare Marktakzeptanz. Zielstellung des Projekts ist es daher, die Potenziale und Umsetzungsmöglichkeiten von Blockchain-/NFT-Technologie im Kontext von Intellectual Property zu untersuchen, ein skalierbares Umsetzungskonzept zu entwickeln und dieses mit Hilfe einer prototypischen Anwendung zu demonstrieren.

Bedeutung des Projektes für das Transfergeschehen im Themenfeld

Projektimmanenter Transferbeitrag

  • Das Teilprojekt liefert einen der weltweit ersten Beiträge zur Nutzung der NFT-/Blockchain-Technologie im IP-Bereich. Hier existieren bisher kaum anwendungsorientierte Vorarbeiten.
  • Ein effizienterer Marktplatz für IP / Patente leistet inhärent einen großen Beitrag zum regionalen und überregionalen Wissens- und Technologietransfer
  • Erhöhung der Kooperationsmöglichkeiten und der IP-Verwertung durch Senkung von Transaktionskosten und deutlich schnellere Abwicklung der Prozesse, insbesondere für Organisationen, die viele Patente verkaufen und/oder lizensieren
  • Belastbares Wissen bei einer Übertragung der Blockchain-/NFT-Technologien auf andere mögliche Anwendungsbereiche

Auswirkung auf die Region

➤ Hoher innovativer Beitrag
➤ Schaffen von Arbeitsplätzen bei der Entwicklung einer möglichen Plattform
➤ Schaffen neuer Kernkompetenzen für die Region mit Ausstrahlungseffekt

Erfolgsparameter

  • Potenzial der NFT-/Blockchain-Technologie für verschiedene Anwendungsfelder, insbesondere IP / Patente, untersucht und belastbar bewertet
  • Skalierbares Umsetzungskonzept für den IP-Bereich entwickelt und mit Hilfe einer prototypischen Anwendung demonstriert. Ggf. Anwendung in der gesamten Fraunhofer-Gesellschaft

Relevante Vorarbeiten

Kryptografische Verfahren haben schon länger Anwendung im Bereich Finanzen und Handel erfahren. Dort finden sich dezentrale Anwendungen, die mittels automatisierter Funktionalitäten („Smart Contracts“) digitalisierbare Vermögenswerte („Digital Assets“) dokumentieren, handeln sowie den Abschluss von Verträgen oder die Verwaltung von Eigentumsrechten unterstützen (s. Alt & Puschmann 2016).

Gerade die jüngeren Systeme zu NFT sind konzeptionell mit technischen Komponenten, Protokollen, Standards und NFT-Eigenschaften gut erschlossen und beinhalten auch Lösungen im Bereich IP (z. B. Wang et al. 2021), insbesondere bezüglich des IPs für Patente. Dazu zählt beispielsweise ein mehrschichtiges und NFT-basiertes, konzeptionelles Framework für Patente (Bamakan et al. 2021), das ein praxisnahes Framework bereitstellt. Dabei schaffen die NFTs primär einen Patentschutz, aber kein neues Copyright (Okonkwo (2021).

Aktuell befinden sich viele DLT- sowie NFT-Projekte im Prototypen- oder Pilotstadium. Ein Beispiel liefert ein gemeinsames Projekt von IPwe und IBM, das Patente als NFTs darstellt und auf einer Blockchain-Infrastruktur speichern (IBM 2021). Es lässt sich als Ansatz in Richtung eines Blockchain-basierten Handelsplatzes für Patente interpretieren und um die zahlreichen Anwendungsfelder von DLT von einer Prozessinnovation hin zu einer Produktinnovation nutzbar zu machen (Alt 2021).

Diese Perspektive ergibt sich beispielsweise durch die Übertrag- und Handelbarkeit von Urheberrechten, die aufgrund der vorhandenen Grundlagen ein substanzielles Transferpotenzial in die Praxis versprechen.

Als Orientierung dienen die sich bereits abzeichnenden Token-basierten Geschäftsmodelle (s. Heines 2021), die für die Umsetzung eines Demonstrators und die Erstellung eines Konzeptes zur Kommerzialisierung hilfreich sein können.

Quellenverzeichnis:

Alt, 2021: https://www.researchgate.net/publication/351658154_Blockchain_und_Distributed-Ledger-Technologien_Infrastrukturen_fur_die_uberbetriebliche_Vernetzung

Alt & Puschmann, 2016: https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-662-50542-7

Bamakan et al., 2021: https://doi.org/10.21203/rs.3.rs-951089/v1

Chowdhury et al., 2018: https://www.researchgate.net/publication/327483781_Blockchain_Versus_Database_A_Critical_Analysis

Heines, 2021: https://ccecosystems.news/en/classification-of-blockchain-based-applications-a-conceptualization-from-a-user-perspective/

Okonkwo, 2021: http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3856154

Wang et al., 2021: https://arxiv.org/abs/2105.07447

IBM, 2021: https://newsroom.ibm.com/2021-04-20-IPwe-and-IBM-Seek-to-Transform-Corporate-Patents-With-Next-Generation-NFTs

Grober Arbeitsplan und Zusammenarbeit der Partner

1. Machbarkeitsstudie

1.1   Identifikation der möglichen Anwendungsfelder für die NFT-/Blockchain-Technologie

  Aktuell ist die Anwendung von NFTs auf die Bereiche Kunst, Musik, Spiele und Sammelgegenstände begrenzt. Die Technologie weist jedoch zahlreiche weitere ungenutzte Potenziale auf z.B. in den Bereichen Real Estate, Tickets, Biotechnologie, Funding und Patenten (Bamakan et al., 2021). Diese sind herauszuarbeiten und auf mögliche Potentiale zu untersuchen.

1.2   Analyse der technischen und institutionellen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen im IP-Bereich

  Die besonderen, den NFT zugrundeliegenden Möglichkeiten, Protokolle und Plattformen sind hier zu untersuchen. Einen Kernpunkt bilden die Repräsentationsmöglichkeiten von IP-Assets, wie etwa von Patenten, ebenso wie die Recherche und Aufarbeitung der bislang ungeklärten rechtlichen Grundlagen, wie etwa der Eigentumsverhältnisse.

1.3   Entwicklung eines Bewertungsinstrumentes zur Potenzialbewertung für die unterschiedlichen Bereiche und Bewertung

  Ein strukturierter Bewertungsansatz bildet die Grundlage für Verbesserungen und Erweiterungen sowie den situationsadäquaten Einsatz von bereits bestehenden, aber auch zukünftigen NFT-Ökosystemen. Hierbei sollen Kriterien zur Anwendung kommen, die sich bereits im Bereich der Kryptografie bewährt haben wie z.B. Skalierbarkeit, Verifizierbarkeit oder Unveränderbarkeit (Chowdhury et al. 2018).

1.4   Marktübersicht sowie Überblick der state-of-the-art NFT Lösungen

  Als Grundlage für die zukünftige Forschung und Entwicklung sind zunächst bereits bestehende Lösungen zu recherchieren und aufzubereiten. Dazu zählen NFT-Marktplätze wie etwa OpenSea, AtomicMarket oder Neftyblocks. Eine aktuelle Marktübersicht soll bestehende Lösungen von den in AP1.1 identifizierten Einsatzmöglichkeiten zu unterscheiden und dabei auch bisher ungenutzte Lücken zu erkennen.

2. Konzeptentwicklung und prototypische Umsetzung

2.1   Entwicklung eines skalierbaren Umsetzungskonzeptes für die NFT-/Blockchain-Technologie im IP-Bereich unter Einbeziehung der verschiedenen Stakeholder

  Zur Gestaltung und Umsetzung eines Konzeptes bildet der Konfigurationsraum von DLT einen zentralen Ausgangspunkt. Aufbauend auf den Ergebnissen aus AP1.4 erfolgt eine Analyse bestehender NFT-Systeme und darauf aufbauend gemeinsam mit dem identifizierten Anwendungsraum und den Rahmenbedingungen aus AP1.2 die Entwicklung eines Lösungsvorschlags sowie möglicher Alternativen.

2.2   Entwicklung und Evaluierung eines prototypischen Demonstrators

  Basierend auf den Ergebnissen aus AP 2.1 werden in einem ersten Entwicklungsschritt Varianten für die prototypische Umsetzung entwickelt. Zu den Parametern zählen etwa die (automatisierten) Funktionalitäten, die Offenheit, die Konsensverfahren oder die Architektur mit der Anbindung von Off-Chain-Ressourcen. Die Bewertung dieser Varianten nach dem in AP1.3 entwickelten Bewertungsinstrument unterstützt dabei die Konfigurationsentscheidung für den zu entwickelnden Prototypen.

3. Verwertungskonzept

3.1   Entwicklung eines Konzeptes zur Kommerzialisierung

  Mit den dezentralen Infrastrukturen entstehen Kanäle und Plattformen, die sich auf den Handel von Gütern konzentrieren und die Kommunikation mit Kunden und Partnern unterstützen. Eine digitale Handelsplattform wäre eine Möglichkeit, die entwickelten Prototypen kommerziell nutzbar zu machen. Für die Nutzung eines token-basierten Geschäftsmodells sind Netzwerkeffekte erforderlich, wobei das „minimal viable ecosystem“ sicherstellt, dass gewisse Mindestanforderungen für den Austausch gegeben sind.